11.07.2020 Mariehamn Hafentag
Dunkle Wolken in der Frühe und Wind aus nördlicher Richtung, so beginnt dieses Samstagmorgen. Die verschiedenen Wetterdienste sind sich einig, bis in den Nachmittag hinein bleibt der Wind und dreht dann auf West. Hinzu kommt ein Aufklaren zum Nachmittag. Ursächlich für dieses Wetter ist Exhurrikan Edouard, welche heute im Golf von Riga für einige Furore gesorgt hat (unteranderem bei den anreisenden Teilnehmern der geplanten Moonsund-Regatta in Pärnu) und weiter nach Osten zieht.
Wir sind uns einig – Mariehamn ist einen Hafentag wert.
12.07.2020 Mariehamn nach Degerby 21,0 sm
Der erste morgendliche Blick aus dem Cockpit stimmt positiv und macht gute Laune, die Sonne scheint. Wir machen uns startklar, frühstücken und legen leise ab.
Es ist 09.20 Uhr. Wir passieren die „Pommern“ und den Fähranleger und setzen die Segel.
Es weht ein dreier Westwind und bringt uns zeitweise auf 8,5 Knoten bei Halbwindkurs. Natürlich ist jetzt die Navigation das A und O, das Abhaken der Kardinalzeichen, Baken und Stangen…
Wir segeln südostwärts in den Rödhamnsfjärden und können dort ein wenig entspannen, bevor es in die Passage des Ledsundes geht, wo auch die großen Fähren durchfahren. Danach fallen wir ab und probieren es mit einem Schmetterlingskurs.
Inzwischen bezieht sich der Himmel und der Blick auf die Wettervorschau und das Regenradar bestätigen unsere Annahme – wir bekommen zum Nachmittag Regen und Schauer. Wir entscheiden uns für Degerby und wenn alles passt, wollen wir dort das Regenwetter abwarten.
Um 13.45 Uhr sind wir in Degerby fest. Mittlerweile grummelt es am Horizont und der Himmel nordwestlich von uns hat eine sehr ungesunde, dunkle Farbe… Wir bleiben.
Die Hafengebühr wird entrichtet, der Kaffee wird aufgesetzt, etwas Gebäck gekauft und vom Cockpit aus wird das Wettergeschehen beobachtet. Das Gewitter zieht an uns vorbei, doch westlich von uns ist schon der nächste Regenschauer im Anmarsch.
Wir werden zum Abend unseren Grill ausprobieren, Grillplätze sind genug vorhanden, die Sauna ist auch gebucht und somit steht dem heutigen Tagesabschluß nichts mehr im Wege…
13.07.2020 Degerby nach Enklinge 28,0 sm
Wieder scheint die Sonne am Morgen, jedoch sind für den Tagesverlauf weitere Regenschauer angekündigt. Wir frühstücken und machen uns startklar. Um 09.30 Uhr haben wir abgelegt.
Zunächst ist es noch windstill, als jedoch die See zu kräuseln beginnt, setzen wir das Großsegel. Vor dem Wind folgen wir langsam dem Fahrwasserverlauf. Inzwischen bezieht sich der Himmel, auf dem Regenradar sind die ersten Schauer zu sehen und erneut grummelt es in der Ferne. Unser Kurs ist so gelegt, dass wir das Gewitter unbehelligt passieren lassen. Wir haben inzwischen jedoch das Groß geborgen und gegen die Genua ausgetauscht. Der Wind nimmt weiter zu und es beginnt zu regnen. Das Ganze geht ungefähr zwei Stunden, dann klart es auf. Inzwischen haben wir das Groß wieder gesetzt und gehen auf Kurs. Der Wind hat auf Nordwest gedreht und wir müssen mit mehreren Wenden unser Zielrichtung erarbeiten. Wir können bis in die Bucht vor Enklinge segeln. Der Motor wird gestartet, die Segel werden geborgen und zehn Minuten später sind wir fest.
Der Regen hat sich inzwischen verzogen, die Sonne hilft uns beim Trocknen der Kleidung und die Aussichten für die kommenden Tage versprechen, das das der letzte Regen gewesen sein soll.
Enklinge selbst hat sich kaum verändert, es ist ruhig hier, eine entspannte Atmosphäre liegt über dem Hafen, die Fahrräder laden zu einem Landausflug ein und die Sauna schwimmt im Hafenbecken.
Nur eine Kardinaltonne auf dem Steg lässt uns etwas nachdenklich werden…
14.07.2020 Enklinge nach Keistiö 24,0 sm
Die Meteorologen haben in ihren Vorhersagen angedeutet, das der Regen für die kommenden Tage nicht mehr aktuell ist. So sieht auch unser Morgen in Enklinge aus, Sonne pur, kaum Wolken am Himmel, jedoch noch etwas frisch. Nach unserem Frühstück machen wir einen Landausflug.
Der alte finnische Bauernhof Hermas ist auf jeden Fall sehenswert, da er im Original erhalten ist und viel über finnische Vergangenheit und Geschichte erzählt. Wir machen den Ausflug mit den kostenfreien Fahrrädern, welche am Steg für uns Segler zur Verfügung stehen…
Gegen 11.00 Uhr sind wir zurück und machen uns klar zum Ablegen. Um 11.35 Uhr sind wir unterwegs.
Wir setzen sofort die Segel und gehen auf Kurs. Es wird ein abwechslungsreiches Segeln auf allen Windkursen durch die Vielfalt der Inselwelt.
Später folgt der Wechsel der Gastlandflagge, da wir jetzt in das Turku-Archipelago eingelaufen sind. Unser Ziel heißt heute Keistiö, ein netter und ruhiger Platz zum Verweilen mit viel Natur. Wir segeln bis vor die Einfahrt in die Bucht, bergen die Segel und finden einen freien Platz.
Es ist 16.45 Uhr und ein schöner Segeltag hat sein gutes Ende gefunden. Der klassische Anleger ist wohl verdient und schmeckt, auf dem Steg sind die Seeschwalben und zeigen uns, wie sie ihre Jungen verteidigen, ein warmer Wind weht in das Cockpit, die Sonne scheint und es wird sicherlich ein ruhiger, entspannter Abend in wunderschöner Naturlandschaft werden…
15.07.2020 Keistiö nach Katanpää und weiter nach Uusikaupunki 33,0 sm
Die Seeschwalben haben in der Nacht ihr Konzert fortgeführt.
Der Morgen ist erneut mit Sonnenschein und wenigen Wolken geprägt. Der morgendliche Gang zur Dusche und zum WC wird jedoch von den Angriffen der Seeschwalben gezeichnet, welche konsequent ihre Jungen auf dem Steg verteidigen. So sieht es für Außenstehende schon sehr eigenartig aus, wenn jemand über den Steg läuft und ein Handtuch schwingend über dem Kopf schleudert…
Wir frühstücken geschützt unter Deck und verabschieden uns von Keistiö.
Noch in der Bucht wird die Genua gesetzt und wir gehen auf nördlichen Kurs.
Unser erstes Ziel ist Katanpää, eine ehemalige Strafgefangeneninsel mit einem Steinbruch, welche sich heute zu einem beliebten finnischen Ausflugsziel gemausert hat. Um 14.15 Uhr sind wir in Katanpää fest. Landgang ist Pflicht für die Crew.
Eine gute Stunde später legen wir wieder ab. Erneut setzen wir sofort die Genua und segeln weiter auf Raumschotkurs Richtung Uusikaupunki. Es wird unser nördlichste Punkt in dieser Woche werden. Gegen 19.00 Uhr erreichen wir Uusikaupunki. Der Gasthafen im Zentrum ist bereits fest in finnischer Hand. Wir fahren zurück und machen im Gasthafen Suukari fest. Leider ist der Steg verschlossen, so, dass wir nicht an Land kommen. Wir machen zunächst Abendessen und entscheiden uns, noch einmal den anderen Gasthafen aufzusuchen.
Sorvakko liegt an der Flussmündung und hat eine Tankstelle. Ein Liegeplatz ist kein Problem, Dusche und WC gibt es auch, ansonsten ist Sorvakko scheinbar ebenfalls ein abgeschlossenes Vereins- und Werftgelände…
Da wir heute keine Lust auf Landgang mehr haben, entscheiden wir uns, hier zu bleiben. Vielleicht verholen wir uns morgen früh noch einmal in die Stadt. Jetzt ist erst einmal Feierabend, die Sonne scheint in das Cockpit und der Anleger schmeckt…
16.07.2020 Uusikaupunki nach Velkuanmaa 32,0 sm
Der Sommer scheint angekommen zu sein in Finnland.
Erneut ein blauer und klarer Himmel und viel Sonne, welche uns durch den Tag begleiten wird. Wir frühstücken um 08.00 Uhr, inzwischen ist auch jemand im Hafen unterwegs und wir zahlen unser Hafengebühr (12,00 €). Klarschiff machen, Duschen und anschließend in die Stadt gehen, das sind unsere nächsten Themen. Neben unserem kleinen Stadtbummel ergänzen wir noch Kleinigkeiten unserer Bevorratung und gehen zurück zur Yacht.
Um 11.00 Uhr legen wir ab. Zunächst wird die Tankstelle besucht, um Diesel zu bunkern und Wasser aufzufüllen. Zehn Minuten später sind wir unterwegs. Mit uns fahren zahlreiche weitere Yachten aus der Stadt hinaus. Zwei Seemeilen später können wir die Segel setzen und gehen auf Kurs. Zunächst ist es ein Am-Wind-Kurs durch die zahlreichen Schären, später fallen wir ab und es bleibt bis zum Ende des heutigen Segeltages ein Raumschot- und Vorwindkurs.
Kurz vor unserem Zielhafen haben wir noch eine interessante Begegnung auf dem Wasser. Ein Rehbock kreuzt unseren Kurs und wir machen uns so einige Gedanken darüber, warum, wohin, wie lange ist der Bursche hier wohl unterwegs…
Um 18.35 Uhr bergen wir in Sichtweite des Steges die Segel und legen an. Velkuanmaa überzeugt mit finnischer Ruhe, Gelassenheit und viel Natur, ein weiterer Platz zum Verweilen…
17.08.2020 Velkuanmaa nach Turku 28,0 sm
Windstille, spiegelglattes Meer und keine Geräusche, so wachen wir am Morgen auf. Vorsicht wird das Schiebeluk geöffnet und ein Blick nach draußen geworfen. Der Blick ist umwerfend…
Leise machen wir uns klar, frühstücken und werfen die Leinen los. Es ist 09.00 Uhr und wir sind unterwegs. Es soll im Laufe des Tages ein leichter Westwind kommen, davon ist jedoch im Moment nichts zu ahnen…
Unter Motor fahren wir südostwärts durch die vielfältige Inselwelt und entdecken immer neue Perspektiven. Nach der Passage von Hammärsalmi kommen wir in den Airisto Erstan und haben die Hoffnung auf Segeln. Wir setzen die Segel und haben erneut einen Raumschotskurs, jetzt Richtung Nordosten nach Turku.
Das Ganze funktioniert für zwei Seemeilen, dann ist der Wind wieder gegen Null abgeschwächt.
So fahren wir die letzten Meilen weiter bis Turku, wo wir um 14.15 Uhr einen Liegeplatz im Gasthafen direkt in der Stadt gefunden haben.
Wir zelebrieren den letzten Anleger für diesen Törnabschnitt, klaren auf und machen uns landfein. Heute ist der letzte Tag für unsere jetzige Crew und bestimmt lässt sich daraus heute Abend noch einer schöner Abschluss für diesen Törnabschnitt gestalten…
18.07.2020
Abreise für die Crew.