Logbuch Tananger nach Florö

31.05.2024 Tananger

Es ist windstill und der Himmel ist noch bezogen, jedoch hat das Barometer einen deutlichen Aufwärtstrend. Nach dem Frühstück klaren wir auf und meine Crew bereitet die Abreise vor. Anschließend stimme ich mit der Crew unserer Begleityacht die weiteren Tagesetappen ab, vor allem in Anbetracht der kommenden Tage, wo viele Wind aus Norden angesagt ist…

Gestern haben wir beim örtlichen Fischer im Hafen entdeckt, dass er heute ab 12.00 Uhr direkt vom Kutter verkauft. Wir nutzen die Gelegenheit und haben somit ein super Abschiedsmal.

Dann heißt es wirklich Abschied nehmen.

Ich werde in der kommenden Woche Einhand unterwegs sein und erst in Florö neue Gäste an Bord begrüßen. Zunächst steht jedoch ein Hafentag in Tananger auf dem Plan, Klar Schiff machen, Ausrüstung checken, Spazieren und Ort und Meer genießen…

01.06.2024      Tananger nach Judaberg på Finnøy   23,5 sm

Eine ruhige Nacht liegt hinter mir. Der Himmel ist immer noch bedeckt am Morgen und für heute ist weiterhin viel Wind angesagt, aus Nordwest.

Nach dem Frühstück gibt es noch einmal eine kleine Crewabsprache, dann legen wir ab. Unser Plan lautet, in die Inselwelt von Stavanger in den großen Boknafjord zu fahren und morgen dann weiter nach Haugesund. Voraussichtlich können wir damit die meiste Strecke auch segeln.

Um 09.10 Uhr legen wir ab. Nach dem Klar Deck laufen wir aus und müssen zunächst die ersten acht Seemeilen motoren (Wind genau von vorn).

Am Leuchtfeuer Braken gehen wir auf östlichen Kurs und setzen die Genua. Es ist Segelzeit. Wir passieren den Åmøyfjorden und luven an. Ab jetzt wird es ein Am-Wind- und Hoch-Am-Wind-Kurs.

Unser Kurs führt uns durch den Hidlefjorden vorbei an der Insel Talgje in den Finnøyfjorden. Dort liegt unser heutiges Tagesziel, der kleine Ort Judaberg.

Es ist 14.10 Uhr, als ich die Genua berge. Ein Liegeplatz ist kein Problem und auch für die zweite Yacht gibt es genug Auswahl.

Um 14.25 Uhr bin ich fest. Ich helfe der anderen Crew beim Anlegen. Anschließend genießen wir den heutigen doch schönen Segeltag mit dem Zeremoniell des Anlegers…

Der Rest des Tages gehört jedem selbst. Spazieren gehen, entspannen oder Verpflegungsbeschaffung. Während die eine Crew den Supermarkt ansteuert, probiere ich es mit der Angel. Und werde mit Erfolg belohnt. Es werden drei große Makrelen, fast schon zu viel für eine Person. Da die andere Crew bereits ihre Essenplanung fixiert hat, bleiben alle drei Makrelen für mich…

Inzwischen scheint die Sonne und der Tag klingt mit einem guten und gesunden Essen aus…

02.06.2024      Judaberg på Finnøy nach Haugesund            40,0 sm

Frühstück gibt es heute wieder gegen 08.00 Uhr. Der Blick nach draußen zeigt erneut einen wolkenverhangenen Himmel.

Wir checken das Wetter und entscheiden uns zunächst für einen nördlichen Kurs, um dann später mit einer Winde Richtung West zu segeln. Um 09.10 Uhr habe ich abgelegt.

Gleich hinter der Mole setze ich die Genua und gehe auf einen Am-Wind-Kurs. Bis jetzt passt alles. Später dreht der Wind ein wenig auf Nord und ich beginne zu kreuzen.

Nach neun Seemeilen ist der Wind so schwach, dass er in Verbindung mit dem gegenläufigen Strom kaum noch für Vortrieb sorgt. Ich starte den Motor und mache jetzt Dänisch Kreuzen… Die Genua mit Motor bringt mir die nötige Höhe, umm später nach der Wende den Kurs Richtung Westen steuern zu können. Eine Stunde später verstummt der Motor und ich segle wieder. Den Nedstrandfjord kann ich gut aussegeln. Ich steuere die Insel Austre Bokn an, um später dort durch die Brücke in Richtung Nordwest weiterzufahren. Meine Flottillenyacht muss ein wenig weiter, weil die Brückenhöhe hier nicht passt. Sie fährt durch den Boknasund, während ich den kürzeren Weg durch den Ogna skjeret fahre.

Vor der Brücke berge ich die Segel und bin ab jetzt mit Motor unterwegs. Der Wind kommt genau von vorn mit 15 bis 20 Knoten.

Unterwegs haben wir immer wieder interessante Begegnungen und Motive für den Fotoapparat

Drei Stunden später bin ich in Haugesund angekommen. Der Gaststeg ist überschaubar gefüllt, ich gehe jedoch längsseits an die Pier, da der wenige Platz im Innenbereich des Steges ungeeignet für Einhandmanöver ist…

Kurze Zeit später ist unser Flottillenschiff ebenfalls fest. Wir checken ein (online via GoMarina) und öffnen ein Anlegebier…

03.06.2024      Haugesund nach Bekkjarvik                40,5 sm

Um 03.30 Uhr klingelt der Wecker. Wir haben vereinbart, auf Grund der zu erwartenden Wettersituation bereits um 04.00 Uhr auszulaufen. Für ein Frühstück an Deck hatte ich bereits am Vorabend alles vorbereitet, nur der Kaffee wird noch schnell frisch aufgesetzt…

Auch die andere Crew ist startklar, so dass wir pünktlich um 04.00 Uhr ablegen. Es weht ein schwacher Wind mit viel Nieselregen im Gepäck.

Die erste Aufgabe lautet, ohne groß mit Segeln rumzudoktern, die Sletta zu passieren und wieder in die geschützten Fjordgewässer zu kommen.

Um 05.40 Uhr können wir unseren Kurs in den Bømlafjorden ändern. Gleichzeitig passt jetzt der Wind auch für einen guten Halbwindkurs. Die Sletta liegt hinter uns.

Natürlich nieselt es noch, jedoch stört das hinter dem Spray Hood nicht wirklich. 

Gegen 08.00 Uhr klart es auf. Wir ändern unseren Kurs in den Stokksund und müssen kurze Zeit später die Segel bergen, da der Wind zu hoch einfällt. Das Wetter und unser Motorkurs führt positiverweise zum Trocken unserer Segelkleidung und des Decks…

Um 10.30 Uhr ist der Stokksund passiert und wir können erneut abfallen in den Selbjørnsfjorden. Wieder wird die Genua gesetzt und in der Dünung der einlaufenden See sind wir auf Raumschotkurs unterwegs zu unserem heutigen Zielhafen. Erst vor Bekkjarvik bergen wir die Segel. Ein Liegeplatz ist kein Problem, sind wir doch um die Mittagszeit hier angekommen.

In bester Lage machen wir um 11.55 Uhr fest und freuen uns, so gut voran gekommen zu sein. Wir checken ein (Bar cash! in einem Geschäft), genießen den Anleger und machen zunächst einmal eine kleine Mittagspause.

Der Rest des Tages ist wieder zur freien Verfügung. Wolken und Sonne wechseln sich am Himmel ab und der böige Wind spricht seine eigene Sprache…

04.06.2024      Bekkjarvik nach Bergen           29,0 sm

Der gestrige Blick auf das Wetter hat uns erneut zu einem früheren Ablegen entscheiden lassen. Der Wind soll im Laufe des Tages auffrischen und es gibt eine Windwarnung in Böen bis zehn an der Außenküste…

Um 06.30 Uhr klingelt der Wecker. Ich frühstücke und mache klar Schiff. Auch unsere Crew des Flottillenschiffs ist dabei. Um 08.30 Uhr legen wir ab. Gleich hinter der Ausfahrt aus Bekkjarvik setze ich die gereffte Genua und gehe auf Nordkurs.

Wir haben bereits frischen Wind aus Südost, welche uns gut voranbringt. Wir bleiben heute innerhalb der Inseln und sind deshalb bei dieser Windrichtung halbwegs geschützt, was die Welle betrifft.

Mit zeitweise acht Knoten bin ich unterwegs. In der Windspitze zeigt mein Windmesser später in der Böe 32 Knoten an.

Gegen 11.30 Uhr passieren wir die letzte Brücke vor Bergen und nehmen Kurs auf Vägen, dem Gasthafen der Stadt. Der Wind hat inzwischen gute sechs Windstärken und auch im Hafen ist es sehr böig und windig.

Um 12.30 Uhr bin ich direkt an der Zacharisbrücke fest. Es hat inzwischen angefangen zu regnen. Ich helfe unserer Begleityacht noch beim Anlegen, dann hilft ein Grog, den Körper wieder etwas warm zu werden.

Bergen macht seinem Namen alle Ehre, als regenreichste Stadt Europas hört es heute Nachmittag nicht mehr auf zu regnen…

Wir fahren heute nicht weiter, da auf unserem Begleitschiff heute ein Crewwechsel eingeplant ist. Morgen soll das Wetter besser werden. Und vielleicht lässt der Abend ja auch noch einen kleinen, trockenen Landgang zu…

05.06.2024      Bergen nach Skjerjehamn      46,5 sm

Da wir geplant haben, den Alverstraumen auf unserer Fahrt nach Norden zu passieren, richtet sich unsere Abfahrtszeit nach der Hochwasserzeit am Alverstraumen, da er für Sportboot nur in der Stillwasserzeit gut passierbar ist. Ansonsten gibt es eine kräftigen Gezeitenstrom bis zu sechs Knoten, der die Passage stark beeinflusst.

Somit legen wir um 08.00 Uhr in Bergen ab.

Das Wetter wird heute durchwachsen sein, mal Regen, mal Sonne und dazu ein Wind aus südwestlicher Richtung. Ich mache noch einmal einen Zwischenstopp in Lille Bergen und wechsle sicherheitshalber den Impeller aus, da etwas wenig Kühlwasser kommt. Meine Begleityacht fährt inzwischen weiter auf der geplanten Route und passiert den Alverstraumen.

Eine Stunde später bin ich wieder unterwegs. Ich nehme jedoch den längeren Weg über das Hauptfahrwasser Richtung Norden und kann kurze Zeit später die Genua setzen.

Der Südwest bringt mich gut voran und weht teilweise in Böen mit bis zu 25 Knoten. Dazu kommt eine lange Dünung von der offenen See in das Fahrwasser.

Und das Wetter hält sich an sein Versprechen: Sonne, Wind und Regenschauer, gleichmäßig im Wechsel…

Gegen 18.00 Uhr berge ich die Genua und laufe in Skjerjehamn ein. Hier liegen nur zwei Yachten, mein Törnschiff ist schon dabei und ich finde einen ruhigen und schönen Liegeplatz in bester Lage.

Der Ort ist schön anzusehen und mit viel Liebe gestaltet. Dazu kommt ein gutes Restaurant und ein alter Kaufmannsladen, wie in vergangenen Zeiten…

06.06.2024      Skjerjehamn nach Askvoll      29,5 sm

Heute frühstücken wir etwas später und genießen noch einmal das Ambiente dieses schönen Ortes.

Anschließend besprechen wir noch einmal die Route und vertagen unser Ablegen auf etwas später, bis der dunkle Himmel wieder eine freundliche Farbe bekommt. Der Blick auf das Wetter sagt uns aber auch, das das kräftige Tief westlich von uns noch einige Tage für das wechselhafte Wetter zuständig ist, mit dem Vorteil der südliche Winde, welche uns gut nach Norden bringen…         

Um 10.15 Uhr legen wir ab. Die Segel werden kurze Zeit später gesetzt und wir gehen auf Kurs.

Die Hoffnung, dass das der einzige Regenschauer des Tages bleiben wird, erledigt sich mit dem Blick nach Südwesten.

Dafür werden wir auf unserer Überfahrt mit imposanter Landschaft verwöhnt, welche einen ersten, wirklichen Eindruck auf den weiteren Verlauf unserer Reise gibt.

Wir passieren den Sognefjorden und nehmen Kurs auf unseren heutigen Zielhafen. Zuvor passieren wir einen der berühmtesten Inseln Norwegens, Alden, auch „das Norwegische Pferd“ genannt, unteranderem eine bekannte Navigationshilfe, welche von See aus bereits in über 100 Kilometer Entfernung zu sehen ist.

In Askvoll erwarten uns Freunde, welche nach längerem Aufenthalt in Norwegen jetzt wieder Richtung Deutschland unterwegs sind. Um 16.30 Uhr erreichen wir Askvoll und suchen uns einen Liegeplatz. Die Tiefensituation in inneren Teil des Hafens ist nicht eindeutig (der Tiefenmesser ist etwas verwirrt…), so dass wir uns vorsichtig an die Schwimmsteganlage herantasten.

Alles passt, jedoch bekommen wir keine eindeutigen Aussagen, wie tief das innere Hafenbecken nun wirklich ist. So sei es dann, wir sind fest, unsere Freunde sind auch schon da und wir freuen uns natürlich auf unser Wiedersehen. Es gibt viel zu erzählen und der Abend klingt bei einem guten Essen im Fjordrestaurant aus.

07.06.2024      Askvoll nach Florø      19,5 sm

Unsere Freunde sind bereits seit 06.00 Uhr morgens Richtung Süden unterwegs. Wir frühstücken gegen 08.00 Uhr und machen uns klar die die letzte Etappe dieser Segelwoche nach Florø. Eine kurze Routenberatung folgt, dann verabschieden wir uns von Askvoll. Es ist 09.30 Uhr.

Gleich hinter dem Hafen setze ich die Genua und gehe auf nördlichen Kurs.

Der Wind weht mäßig bis frisch und hat auf den offenen Fjordabschnitten gute Böen im Gepäck.

Dazu kommt im offenen Wasser immer ein wenig Dünung vom Atlantik rein. Es wird eine schnelle Überfahrt nach Florø. Vor dem Hafen berge ich die Genua und laufe in den Gasthafen ein. Ein Liegeplatz ist kein Problem, so dass ich um 13.30 Uhr fest bin. Mein Flottillenbegleitschiff ist kurze Zeit später ebenfalls fest im Hafen.

Der Anleger wird traditionell an Deck, natürlich im Regenschauer zelebriert. Anschließend folgen das Aufklaren und Checken der Yacht, die Erkundung der örtlichen Gegebenheiten und natürlich ein Besuch dieses vielschichtigen Ortes. Da es eine Waschmaschine im Servicecenter gibt, nutze ich die Gelegenheit zu einem Kurzwaschtag.

Am Abend trifft bereits meine nächste Crew ein. Eine herzliche Begrüßung und eine erste Einweisung in die Yacht und die örtlichen Gegebenheiten folgen. Dann gehen wir Essen und lassen den Abend geruhsam ausklingen…

weiter